MENSCH VS. HANDY

Wie geht es dir dabei, wenn du an einen Ort kommst, an dem der Großteil der Menschen auf ihr Handy starrt? Soweit das Auge reicht siehst du Menschen alleine sitzend oder stehend, die scheinbar zu diesem kleinen, elektronischen Teil eine stärkere, emotionale Bindung haben, als zu einem Menschen. Stört es dich, wenn du so etwas siehst? Ja. Nein. Egal? Oder fällt es dir überhaupt auf? Hand aufs Herz, wie sieht es bei dir aus? Nimmst du aktiv am Leben teil, sprich bekommst du überhaupt mit, was um dich herum passiert oder spielt sich dein Leben eher am Bildschirm ab?

Am 1. Oktober gegen 15:30 betrat ich nach meiner erfolgreich absolvierten Diplom-Mentaltrainerausbildung einen McDonald’s in Wien, im 19. Bezirk. Zur Feier des Tages hatte ich beschlossen mir ein kleines Festmahl zu gönnen. Was ich dort zu sehen bekam war keine Seltenheit, sondern bereits gang und gäbe: Menschen mit Ohrstöpseln in der Ecke kauernd und den Blick starr, gar hypnotisch, auf den Bildschirm gerichtet. Menschen, die wie eine Nähmaschine auf dem Handy herumtippten und hastig das Essen hinunterwürgten. Menschen, die ins Handy hineinbrüllten. Menschen, die ihr Handy tätschelten, als wäre es ihr Baby. Menschen, die ihre Bestellung entgegennahmen, während sie mit einem Ohr am Handy hingen. Menschen, die wie aufgefädelt nebeneinander saßen und den Nachbarn keines Blickes würdigten. Menschen, die einander gegenüber saßen, der eine voll fokussiert auf das Handy, während der andere mit hoffnungsvollen Blick die Aufmerksamkeit des anderen suchte, jedoch vergebens.

Ich setzte mich mit meinem Essen ins Freie, damit ich die wunderbare Nachmittagssonne genießen konnte. Während ich so da saß und alles um mich herum beobachtete, sah ich wie ein Vater mit der einen Hand das Handy am Ohr hielt und ziemlich energisch sprach, während er seine ca. 3-4-jährige Tochter mit der anderen Hand hinter sich her zerrte, die wie gebannt auf ihr Handy starrte. Und all das während sie drauf und dran waren die Straße zu überqueren. Diese Momentaufnahme ist keine Ausnahme, sondern bereits der Regelfall.

Wo bist du mit deiner Aufmerksamkeit?

Wir Menschen haben Hoffnungen, Träume, Wünsche. Wir wünschen uns vom Leben beschenkt zu werden, Glück zu erfahren, der Liebe zu begegnen – doch in Wahrheit sind wir nicht empfangsbereit dafür. Warum? Weil ich behaupte, dass viele Menschen nicht da sind. Körperlich sind sie zwar anwesend, aber geistig nicht. Viele Menschen verlieren sich in der täglichen, elektronischen Informationsflut und sind dann so reizüberflutet, dass sie kaum etwas um sich herum mitbekommen. Und wenn dann mal das Glück vor ihrer Nase steht, zum Beispiel in Form einer Begegnung mit einem Menschen, der schlicht und einfach der Türöffner für eine blühende Zukunft sein könnte, erkennen sie es nicht, weil sie zu beschäftigt sind, den Status Quo auf Facebook, Twitter & Co zu checken, zu YouTuben, Emails zu checken, Nachrichten zu beantworten, und dergleichen.

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben farbenfroh machen.

Gestern im Autohaus, während ich darauf wartete, dass meine Autoreifen gewechselten wurden, nahm ich am Tisch gegenüber, eine junge Frau meines Alters wahr. Immer wieder kreuzten sich unsere Blicke. Ich legte das Handy zur Seite und stellte mich vor. Sie erwiderte meine Ansprache mit einem Lächeln und ihrem Namen. Und ehe ich mich versah, saß ich schon bei ihr am Tisch und wir hatten eine nette Konversation. Sie erzählte mir, dass sie es sehr schade findet, dass heutzutage Menschen kaum mehr miteinander ins Gespräch kommen. Stattdessen findet man schwerbeschäftige Menschen vor, deren ganze Aufmerksamkeit dem Handy gilt, um ja nicht in ein Gespräch verwickelt werden zu können. Dem konnte ich schweren Herzens voll und ganz zustimmen. Dabei finde ich gerade Begegnungen mit unbekannten Menschen, sehr spannend und interessant, weil wir nicht wissen, was daraus entstehen kann.

Das Geschenk lebendiger Beziehungen

Als lebendige Beziehungen bezeichne ich jene, die von Angesicht zu Angesicht, von Mensch zu Mensch stattfinden. Wir sind fühlende Wesen, die emotional gesteuert sind. Es ist das eine zu schreiben, dass man jemanden gerne hat, es ist etwas ganz anderes, vor dieser Person zu stehen, ihr tief in die Augen zu sehen und zu sagen: „Ich hab dich gern!“ Ganz abgesehen davon, dass Worte, die geschrieben werden, beim Empfänger eine ganz andere Botschaft auslösen können. Das Geschenk lebendiger Beziehungen ist den anderen und sich selbst im Moment empfinden bzw. spüren zu dürfen. Und wenn wir das einmal erkennen, ist jede Begegnung mit einem Menschen eine wertvolle Erfahrung, die uns Aufschluss darüber geben kann, wie wir wirklich sind.

Wer willst du sein?

Jemand, der zwischenmenschliche Kontakte lieber online pflegt, oder lieber persönlich, von Mensch zu Mensch? Jemand, der während er im Gespräch mit einer Person ist ständig aufs Handy schaut und den Status Quo checkt, oder jemand der präsent ist und seinem Gegenüber volle Aufmerksamkeit schenkt? Jemand, der die Verbindung zur Außenwelt kappt, indem er nur mit seinem Handy beschäftigt ist, oder jemand der offen für Begegnungen mit Menschen ist, die zukunftsverändernd sein können? Jemand der Handytippend durch die Straßen läuft, oder jemand der voll präsent mit einem Lächeln durchs Leben geht?

Wir haben stets die Wahl. Wenn wir erkannt haben, dass ein bestimmtes Verhalten nicht zielführend ist, haben wir in jedem Moment die Chance neu zu wählen. Wir können zu jeder Zeit entscheiden, wer wir sein wollen und unsere Handlungs- und Verhaltensweisen mit unseren Absichten in Einklang bringen. Und der beste Zeitpunkt damit zu beginnen ist JETZT.

Eure Bianca – Happiness ist eine Entscheidung