Was 7 Tage „Offline-Sein“ bewirken kann

Wie viele Stunden am Tag bist du wirklich online? Gibt es eine Zeit, in der du bewusst offline gehst oder bist du Non-Stop erreichbar? Gelingt es dir eingehende Nachrichten außen vor zu lassen, oder veranlasst dich alleine schon der Signalton zum Handy zu greifen? Welcher Gedanke und/oder welches Gefühl kommt in dir hoch, wenn dein Handy für 1 Woche einkassiert werden würde? Im heutigen Beitrag erfährst du, wie es ist und was es mit einem macht, wenn man, wie ich, freiwillig 7 Tage lang auf sein Handy verzichtet. Sei gespannt!

Heutzutage ist das Handy nicht einfach ein Telefon, sondern „best Buddy“ zugleich, weil es als Multifunktionsgerät in den unterschiedlichsten Varianten zu jederzeit einsetzbar ist. Wenn wir Musik hören wollen, dann drücken wir einfach die Play-List, wenn wir wissen wollen, was der andere gerade macht, stöbern wir auf Facebook, wenn wir mit jemanden „reden“ wollen, dann WhatsAppen wir, wenn wir uns amüsieren wollen, schauen wir auf YouTube und so weiter und sofort. Wozu dann noch soziale Kontakte pflegen, wenn alles schon digital bzw. virtuell möglich ist?

Hinzu kommt, dass wir in der ganzen „Busyness“, privat wie beruflich, oft gar nicht mehr erkennen wie verschwenderisch wir mit unserer Zeit umgehen. Denn „viel beschäftigt sein“, bzw. ein voller Terminkalender, heißt noch lange nicht, dass die Ergebnisse auch stimmen bzw. ob wir mit der aktuellen Situation zufrieden sind. Gerade in der Selbständigkeit, wenn man wie ich ein Ein-Personen-Unternehmen ist, geht es rasant schnell sich in dieser „Busyness“ zu verlieren. Zudem glaubt man stets erreichbar bzw. online sein zu müssen, damit der Laden läuft. Die Wahrheit ist jedoch, dass das Leben auch ohne unsere stetige online-Präsenz seinen gewohnten Lauf nimmt. Wahrer Luxus ist heutzutage in meinen Augen die Leitungen zur digitalen Welt ab und an mal zu kappen, um mit allen 5 Sinnen die reale Welt wieder voll und ganz wahrnehmen und spüren zu können. Denn dann erhalten wir etwas, dass wir wohl „on air“ in der digitalen Welt nicht erhalten hätten: Klarheit darüber, was in unserem Leben zurzeit stimmig ist und was nicht. Zu diesem Ergebnis komme ich, weil ich jetzt 7 Tage lang ohne Handy auf Urlaub war. Eine Erfahrung, die ich gerne mit euch teilen möchte, weil es möglicherweise den einen oder anderen dabei helfen kann, umzudenken.

Wir haben den 27. August 2:30 und …

… ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich diesen Tag herbeisehnte, um endlich den Ausschaltknopf meines Handys drücken zu können. Hätte mir das jemand ein paar Wochen früher gesagt, hätte ich das kaum für möglich gehalten. Doch dank meines Freundes, der diesen Gedanken bereits vor Wochen gesät hatte und den ich anfangs vehement ablehnte, begann ich immer mehr mit diesem Gedanken zu sympathisieren, als der Urlaub näher kam. Und schlussendlich war es für mich das größte Geschenk überhaupt, als ich mich entschied, das Handy wirklich zu Hause zu lassen.

Wir haben verdammt viel Zeit, wenn…

… wir nicht immer dabei sind Emails zu checken, zu telefonieren, Nachrichten zu beantworten, uns auf Facebook & Co herumzutreiben (was nur den Vergleich und das Mangeldenken fördert und bei den meisten emotionale, negative Reaktionen hervorruft). Ich wusste ja schon, dass man vom Handy genauso abhängig sein kann, wie von Alkohol, Drogen, dem Glücksspiel & Co. Denn bei all diesen Süchten wird Dopamin ausgeschüttet, das uns emotional stimuliert und uns eine kurzfristige Befriedigung schenkt. Doch im Endeffekt ist es nie genug, da wir immer mehr davon brauchen, um in einen guten State zu gelangen. Gerade in den ersten Tagen habe ich mich selbst dabei ertappt, dass ich gerade in Zeiten der Stille zum Handy greifen wollte (was ja nicht da war), einfach so um den Status Quo zu checken. Und wenn dann der Freund auch noch nebenbei sitzt und am Handy herumfuchtelt, fördert das natürlich das Verlangen dasselbe zu tun. Das zeigte mir, dass auch ich bereits diese lästige Angewohnheit kultiviert hatte, die mir mehr Zeit raubte, als schenkte.

In der Ruhe liegt die Kraft

Dieser Spruch ist allbekannt und auch logisch, aber wenn man in der alltäglichen Tretmühle feststeckt, ist es ein leichtes sich im ständigen Tun zu verlieren. Auf Santorin konnte ich jedoch mein derzeitiges Leben hinter mir lassen. Ich merkte wie viel Druck, Anspannung und innerliche Unruhe sich über die Zeit hinweg in mir angesammelt hatte. All das war schon lange vorher da gewesen, aber ich war zu beschäftigt gewesen, um es zu erkennen. Von Tag zu Tag konnte ich mehr und mehr loslassen und die zur Verfügung stehende Zeit nutzen, voll auskosten und genießen – sehr zur Freude meines Herzens. Unser Herz sehnt sich oft nach dem „Inne halten“, damit wir die Verbindung zu uns selber wieder stärken, spüren was der Körper braucht und was ihm fehlt und ob der Weg, auf dem wir uns gerade befinden, auch stimmig ist. Gleichzeitig öffnet das auch die Schleuse zu unseren Gefühlen: vor allem jene, die wir lange Zeit verdeckt hielten bzw. vergraben haben, weil es zu unangenehm war, sie zu fühlen. Daher bevorzugen viele Menschen die Strategie der „Busyness“ oder der „Ablenkung“ um diese Gefühle, wie auch das Gefühl der Leere, schön unten zu halten.

Das Leben findet jetzt statt und ...

… nicht hinter dem Bildschirm. Leider ist dieses Bewusstsein vielen Menschen abhandengekommen. Denn auf Santorin war es so, dass viele Menschen zu Tisch lieber mit ihren Handy spielten, als eine reale Kommunikation auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch zu führen. Das hatte mich sehr nachdenklich, auch ein bisschen traurig gestimmt. Doch im Nachhinein gibt es mir Mut und Kraft mit gutem Beispiel voranzugehen und zwischenmenschliche Beziehungen zu fordern und zu fördern.

Die Zeit in Santorin ohne Einfluss irgendwelcher elektronischer Geräte, die Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen und essentiellen Lebensfragen half mir dabei wieder bei mir selbst anzudocken, neue Kraft zu schöpfen und neue Lebensfreude zu gewinnen. Das war das schönste Geschenk, dass ich mir selbst machen konnte und dass ich jedem Menschen empfehlen kann. Vielleicht konnte ich den einen oder anderen Gedankenimpuls in euch wecken. Wenn ja, dann schreibt mir doch, was euch bewegt hat oder wie ihr das eine oder andere seht. Und denkt immer daran, in jedem Moment könnt ihr neu wählen, denn …

…. Happiness ist eine Entscheidung – Eure Bianca